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Vertrauen

Handeln erfordert Durchblick. Entscheidungen zu treffen erfordert Klarheit. Unsicherheiten und Zweifel prägen jedoch vielfach unsere Alltage. Ein Weg, mit diesen umzugehen, besteht darin, den Nebel zu ignorieren und so zu tun, als gäbe es die Unwägbarkeiten nicht – ein reichlich naiver Zugang. Ein anderer liegt darin, grundsätzlich zu misstrauen – doch dieser Weg lähmt. Ein weiterer Weg besteht darin, sich abzusichern, zu kalkulieren, kontrollieren und zu berechnen, was da kommen mag, also auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten und Spekulationen zu agieren. Ein vielleicht vernünftiges, aber wenig spontanes Leben kommt so zustande.

 

Ein vierter Weg wird Vertrauen genannt. Er beruht darauf, Unsicherheiten zu realisieren, diesen zum Trotz aber doch ins Handeln zu kommen, abzuwägen, aber ohne völlige Sicherheit zu entscheiden. Dieser Weg gründet auf Erfahrungen und spontanen Einschätzungen, einem Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit.

 

Vertrauen bildet somit die Basis für eine Praxis, die das Alltagshandeln bestimmt. Zum Beispiel, wenn wir mit dem Auto fahren, den Postboten reinlassen, Kaufentscheidungen treffen, heiraten oder Geld spenden. Vertrauen kann als ein Beziehungsgefüge verstanden werden, das von Ambivalenzen und Unsicherheiten gekennzeichnet ist. Dennoch steht Vertrauen hoch im Kurs: Immer wieder ist zum Beispiel das Vertrauen in sich selbst Ziel von Selbstoptimierungsstrategien auf der Suche nach persönlichem Glück. Vertrauensbeziehungen sind wertvoll, als persönliche Erfahrung, als professionelle Bindung und nicht zuletzt als Ware mit Marktwert, denn Vertrauen wirkt wertschöpfend.

 

Dieser Themenschwerpunkt vereint Texte von Kulturwissenschaftler*innen, die nicht zum Ziel haben, den Nebel um das Vertrauen gänzlich zu lichten, aber mit ihren Analysen aufzeigen, warum dem Vertrauen so viel Wert beigemessen wird. Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre. Vertrauen Sie uns: Das wird spannend!

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