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Die Frau mit den Kamelen

Angelika Bandli ist in der Schweiz bekannt geworden als «die Frau mit den Kamelen». Sie wurde im Oral-History Projekt «Stimmen aus dem Safiental» befragt.



02.02.24


Angelika Bandli mit einem ihrer Kamele. Neben Kamelen hat sie auch eine Yak-Herde. (Foto: Dominik Landwehr, 15.10.2021)

Wie würdest Du Dein Leben im Safiental in einem Wort beschreiben?


Es ist Freiheit. Diese Freiheit habe ich draussen nicht. Wir sind wenige Leute im Tal, und auch wir mit neuen und verrückten Ideen wurden immer akzeptiert. Sie lassen einen leben, so wie man ist. Ich kann auch heute mit Bauern diskutieren, die ganz anders arbeiten und auf Höchstleistung aus sind. Ich finde es auch schön, wie man hier einen ganzen Tag lang keiner Menschenseele mehr begegnet. Man ist schnell an der Baumgrenze über dem Wald.


Es gibt das Innen und das Aussen. Wir und die anderen draussen. Das sind zum Beispiel auch die Touristen. Die kommen und nach ein paar Tagen gehen sie wieder weg. Wo gehört ihr hin? Zum Tal oder zum Draussen?


Meine Schwiegermutter sagte oft: Wir und meinte nicht uns. Wir, die hier geboren sind, und ihr, die von draussen gekommen sind. Die alte Generation stirbt aber langsam weg. Es gibt viele zugezogene Frauen. Und wir sind nun die alte Generation. Und wir geben den Kindern ein anderes Bild.


Ab wann gehört man dazu?


Die Alteingesessenen denken: Wer nicht hier geboren ist, gehört nicht dazu. Aber das ändert. Auch meine Sprache hat sich langsam angepasst.


 

Das ist ein Auszug aus einem Interview des Projekts «Stimmen aus dem Safiental».

Es entstand als Dokumentation zwischen 2019 und 2023 im Kontext der Art Safiental, die vom Institute for Land and Environmental Art ILEA seit 2016 als Biennale durchgeführt wird. Die Gespräche ermöglichen einen neuen Blick auf das Leben in dieser einst peripheren Bergregion. Das Interview führte Dominik Landwehr.





Ihr wollt mehr wissen über das Oral History Projekt «Stimmen aus dem Safiental»?

Hier geht es zur Heftausgabe.


Dominik Landwehr: «Ich möchte an keinem anderen Ort leben». Erste Bestandesaufnahme aus dem Oral History Projekt «Stimmen aus dem Safiental». In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde (SAVk) 120 (2023/2), S. 45–72.




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